Karl Heinz Stock übergibt die Zügel bei Quinta dos Vales
Aktualisiert am 19. Juli 2024 von Algarve Guide
In dem malerischen Dorf Estombar herrscht eine bittersüße Stimmung. Quinta dos Vales, das renommierte Weingut inmitten sanfter Hügel und sonnenverwöhnter Weinberge, erfährt eine Wachablösung.

Nach 17 bemerkenswerten Jahren an der Spitze übergibt Karl Heinz Stock, der visionäre Gründer des Weinguts, die Leitung an João Cascão, einen Profi mit langjähriger und erfolgreicher Erfahrung im Finanz- und Tourismusbereich.
Dieser Übergang bedeutet nicht nur einen Wechsel in der Führung, sondern auch den Höhepunkt einer faszinierenden Reise – einer Reise, die eng mit Karls vielfältigen internationalen Erfahrungen verwoben ist.
Hinter der malerischen Fassade von Quinta dos Vales verbirgt sich eine Geschichte der Innovation und unerschütterlichen Leidenschaft. Während das Weingut zum Synonym für preisgekrönte Weine im Herzen der Algarve geworden ist und in den letzten 16 Jahren acht Mal den Wettbewerb „Bester Wein der Algarve“ gewonnen hat, überschreitet es die Grenzen eines typischen Weinguts.
Karl, dessen bevorzugtes Hobby seit seinen 20er Jahren die Bildhauerei ist, verwandelte das gesamte Anwesen in eine lebendige, atmende Kunstgalerie. Skulpturen und Installationen durchziehen die Landschaft und fügen sich nahtlos in die weitläufigen Weinberge ein. Die Besucher können an spannenden Weinverkostungen und Führungen teilnehmen, sich an kreativen Workshops beteiligen oder im Rahmen der bahnbrechenden „The Winemaker Experience“ sogar aktiv in die Weinherstellung eingreifen. Doch wie kam es zu diesen gewagten und letztlich erfolgreichen Entscheidungen?
Karls frühe Tage als Firmenkundenbetreuer in Deutschland vermittelten ihm ein tiefes Verständnis für die Dynamik einer florierenden Wirtschaft. Er erlebte aus erster Hand die entscheidende Rolle einer starken Mittelschicht und die Vorteile einer aufsteigenden Mobilität. Eine Wirtschaft, die es talentierten und engagierten Menschen ermöglicht, sich unabhängig von ihrer Herkunft zu entfalten, ist zum Erfolg verdammt.
Das entscheidende Element, das Karl in diesem Zusammenhang identifizierte, sind kleine und mittlere Unternehmen, und diese Erkenntnis sollte später seine Investitionsentscheidungen in Portugal beeinflussen. Er erkannte deren entscheidende Rolle als Wachstumsmotor und investierte strategisch in ein vielfältiges Portfolio von KMU im ganzen Land. Von der Steinverarbeitung über das Bauwesen bis hin zu den Printmedien erstreckten sich seine Investitionen auf verschiedene Branchen.

Vor allem übernahm Karl keine operative Rolle in diesen Unternehmen. Stattdessen unterstützte er das bestehende Management und bot gleichzeitig wertvolle Beratung und strategische Unterstützung an. Dieser Ansatz förderte den anhaltenden Erfolg dieser Unternehmen und ermöglichte es ihm gleichzeitig, sein Fachwissen in einem größeren Segment der portugiesischen Wirtschaft einzubringen.
Ein genauerer Blick auf Karls beruflichen Werdegang zeigt jedoch einen Mann, der den Status quo immer wieder in Frage stellte. Deshalb war es für Familie und Freunde keine Überraschung, als klar wurde, dass Karls Berufung sich nicht auf die sterilen Grenzen der Bankenwelt beschränken würde.
Eine Reise nach Russland im Jahr 1988 schlug ein völlig neues Kapitel auf. Das Land, das sich damals mitten im postsowjetischen Umbruch befand, stellte eine Reihe einzigartiger Herausforderungen dar. Karl ließ sich nicht entmutigen und gründete die STT-Gruppe, das erste Immobilienentwicklungsunternehmen in Russland. Diese scheinbar unmögliche Leistung wurde durch schiere Entschlossenheit und Innovationsgeist vollbracht.
Als das rechtliche Eigentum, ein Grundpfeiler der Immobilienentwicklung, in Russland noch ein Fremdwort war, schreckte Karl nicht zurück. Er setzte sich an die Spitze einer gemeinsamen Anstrengung, die führende Rechtsexperten und Regierungsbeamte zusammenbrachte.
Diese bahnbrechende Zusammenarbeit erforderte die Gründung der ersten privaten russischen Anwaltskanzlei, gefolgt von der Ausarbeitung der ersten russischen Immobiliengesetze – eine historische Leistung, die ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Moskau einbrachte.

In Portugal setzte sich Karl für die Kampagne „deixem-nos respirar“ ein. Diese Initiative konzentrierte sich auf die Verschlankung bürokratischer Prozesse, die das Wachstum kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) behinderten. Getreu seinem Glauben an die Bedeutung einer starken Mittelschicht erkannte er die entscheidende Rolle der KMU für den wirtschaftlichen Fortschritt an.
Die Kampagne, die von mehr als 100 KMU mit einem Eigenkapital von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro unterstützt wurde, beschränkte sich im Gegensatz zu vielen anderen nicht auf leere Kritik. Sie präsentierte konkrete Lösungen und zeigte auf, wie bürokratische Hürden beseitigt werden könnten und welche positiven Auswirkungen dies auf die nationale Wirtschaft haben würde.
Auch wenn nicht alle vorgeschlagenen Maßnahmen umgesetzt wurden, so hat die Kampagne doch erfolgreich die Aufmerksamkeit auf das Problem der bürokratischen Ineffizienz gelenkt. Und, was noch viel wichtiger ist, dass es Lösungen für diese Ineffizienzen gibt; es handelt sich nicht um eine Misere, die toleriert werden muss.
Heute, da Karl Quinta dos Vales verlässt, hinterlässt er ein Vermächtnis der Innovation, der Zusammenarbeit und des unermüdlichen Einsatzes. In seinen eigenen Worten: „Ich hatte das große Glück, meinen Traum zu leben. Ich möchte der lokalen Gemeinschaft, den Künstlern, die mit mir zusammengearbeitet haben, unseren Kunden und vor allem dem Team von Quinta dos Vales meinen aufrichtigen Dank aussprechen“.
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